Aktuell gibt es fast 8 Milliarden Menschen auf der Erde, die hinsichtlich ihrer persönlichen, kulturellen und religiösen Prägung nicht unterschiedlicher sein könnten und doch gibt es etwas, was sie alle eint: Sie streben nach Glück!
Allerdings könnte das, was die Individuen unter Glück verstehen, unterschiedlicher nicht sein. Es reicht von Sicherheit, einem Dach über dem Kopf, genug Lebensmittel um satt zu werden, freiem Zugang zu Bildung bis hin zum Wunsch nach einem tollen Auto oder einer Jacht in Monaco.
Aber Vorsicht: Je materieller die eigene Glücksvorstellung ist, desto problematischer ist sie. Denn sobald wir ein tolles Ziel erreicht haben und uns glücklich wähnen, vergleichen wir uns sofort mit anderen und müssen feststellen, dass die sich längst schon etwas noch viel Tolleres leisten konnten und dies auch zur Schau stellen. Das selbst Erreichte wird sofort schal und verliert seinen Glückswert, wenn es nur an dem gemessen wird, was andere besitzen.
Viel durchdachter, wohlüberlegter und weiser waren die antiken Philosophen. In seinem zeitlos lebendigen Ideal der Eudaimonie entwickelte Aristoteles eine Glücks-Idee, die auf Selbstgenügsamkeit basiert. Um glücklich und zufrieden leben zu können, war es – glaubt man Aristoteles - unabdingbar, Glück nicht in Äußerlichkeiten wie Besitz, Reichtum oder Berühmtheit zu suchen, sondern in sich selbst. Denn nur wer in sich selbst ruht und mit sich im Reinen lebt, kann seine Zufriedenheit und Ausgeglichenheit in allen Lebenslagen bewahren auch dann, wenn es schwierig wird und sich die äußeren Umstände widrig gestalten.
Hier sollte mein Blog-Eintrag eigentlich enden, bis ich auf die Studien des amerikanischen Psychologen Todd Kashdan stieß. Kashdan ist Direktor des Well-Being Laboratory der Georg Manson Universität in Fairfax, Virginia, und forscht vor allem zur Frage, warum Menschen leiden. Für die Glücks-Frage wichtig sind aber seine Betrachtungen zur Neugierde. Kashdan geht so weit zu behaupten, dass für ein erfülltes menschliches Leben Neugierde wichtiger sei als Glück, da das Erleben außergewöhnlicher Dinge den Menschen erinnerungswürdige Erlebnisse schenke, von denen sie lebenslang zehren können, selbst dann, wenn diese Erlebnisse nicht durchgehend positiv waren. Also wenn beispielsweise auf einer langen Auslandsreise Konflikte mit anderen Gebräuchen und Lebenswelten entstanden oder wenn gewagte Bergtouren im Krankenhaus endeten. Aber trotz aller Widrigkeiten würden Menschen von diesen Erlebnissen, die sie nur ihrer Neugierde zu verdanken hatten, ein Leben lang erzählen. Materielle Glückserlebnisse seien dagegen so flüchtig, dass sie kaum im Langzeitgedächtnis ihren Platz finden würden.
Also: Bleiben Sie neugierig, auf die Welt und das Unbekannte. Das geht auch in Zeiten eingeschränkter Kontakt- und Reisemöglichkeiten. Lesen Sie Neues, neue Autoren, neue Genres, neue Textgattungen; bestellen Sie sich mal etwas Neues zum Abendessen und gehen Sie das Risiko ein, dass es Ihnen vielleicht nicht schmeckt, oder versuchen Sie die durch Corona erzwungene Kontaktarmut für eine Reise zu Ihrem ich zu nutzen. Schon kurze Meditationen helfen, sich ganz neu kennenzulernen und mit sich ins Reine zu kommen. Doch davon ein andermal mehr.